Ressourcenprojekt ZiBiF
Zielorientierte Biodiversitätsförderung
Ressourcenprojekt ZiBiF
Zielorientierte Biodiversitätsförderung
ZiBiF-Erkenntnisse und -Folgerungen und Vorschläge daraus für die AP 2030+
Die ergebnisorientierte* Biodiversitätsförderung kann einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Ziele der AP 2030+ leisten. Diese ermöglicht eine Vereinfachung des Instrumentariums und eine Reduktion des administrativen Aufwands durch den Abbau detaillierter Vorgaben im Bereich Biodiversität. Gleichzeitig trägt sie durch eine gezieltere Förderung der Biodiversität zur Verringerung des ökologischen Fussabdrucks bei und verbessert die sozialen Perspektiven, indem sie mehr Eigenverantwortung der Landwirtschaftsbetriebe ermöglicht.
Die Ziele des Ressourcenprojektes «Zielorientierte Biodiversitätsförderung» (ZiBiF) sind, «auf Betriebsebene die Biodiversität zielorientiert und standortspezifisch zu fördern und die Motivation und Akzeptanz der Bewirtschaftenden für die Biodiversitätsförderung durch Wissensförderung zu steigern». Auch die AP 2030+ formuliert im Bereich Biodiversität vergleichbare Zielsetzungen. Eine der vier Stossrichtungen sieht unter anderem auch die Förderung der Biodiversität vor. In den Handlungsfeldern werden zudem die Ressourceneffizienz, eine standortangepasste Bewirtschaftung und die Vereinfachung des Instrumentariums – unter anderem durch eine ergebnisorientiertere* Ausrichtung – formuliert. Nach fünf Jahren Projektlaufzeit werden im Folgenden die Erkenntnisse und Folgerungen aus ZiBiF präsentiert und darauf basierend entsprechende Vorschläge für die AP 2030+ aufgezeigt.
* Der Projektname ZiBiF (zielorientierte Biodiversitätsförderung) weist darauf hin, dass die Beratung im Projekt zielorientiert erfolgt, während die Beiträge bzw. Abgeltungen ergebnisorientiert ausgestaltet sind. Der Vorschlag für die AP 2030+ beschränkt sich auf den ergebnisorientierten Teil.Weniger Vorgaben, mehr Flexibilität und Eigenverantwortung
Erkenntnisse aus ZiBiF
Die Bewirtschaftenden haben keine Vorgaben für die Bewirtschaftung ihrer Biodiversitätsförderflächen. Beiträge werden ausschliesslich auf der Basis der vorhandenen Lebensraumqualität ausbezahlt. Flächen, die die geforderten Qualitätsindikatoren nicht erfüllen, sind nicht beitragsberechtigt. Die Betriebe setzen sich eigenverantwortlich dafür ein, die Qualität zu erhalten bzw. zu steigern. Ein Anreizsystem mit höheren Beiträgen für höhere Qualität fördert das Streben nach höherer Qualität. Dies führt zu mehr Biodiversität und zu einem gezielteren Mitteleinsatz.
Vorschläge für die AP 2030+
Abgelten der effektiv vorhandenen Lebensraumqualitäten, in dem die Beiträge an eine nachgewiesene ökologische Qualität geknüpft werden.
Auf Vorschriften zur Bewirtschaftung und Massangaben so weit wie möglich verzichten.
Je höher die biologische Qualität, desto höher die Beiträge
Erkenntnisse aus ZiBiF
Das Beitragssystem mit vier Qualitätsstufen motiviert die Betriebe, höhere Qualität anzustreben.
Vorschläge für die AP 2030+
Um die biologische Qualität der Flächen auch über QII hinaus zu steigern, sind auch Qualitätsstufen höher als QII erforderlich.
Einführung von 3 bis 4 Qualitätsstufen auf nationaler Ebene, die allenfalls nach Grossregionen (z.B. Tal- und Berggebiet, Alpennordseite und Alpensüdseite) differenziert sind.
Floristische Kriterien für die Erhebung der Qualität
Erkenntnisse aus ZiBiF
Die Qualitätsstufen werden durch eine floristische Qualitätserhebung ermittelt. Der floristische Ansatz hat sich bewährt und ermöglicht eine Beurteilung, die mit einem vergleichbaren Aufwand wie die heutige QII-Erhebung durchgeführt werden kann.
Vorschläge für die AP 2030+
Für die Qualitätsbeiträge ist eine rein floristische Qualitätserhebung zu empfehlen. Diese ist methodisch bereits erprobt (QII, Programm Labiola Kt. AG, ZiBiF) und fachlich vertretbar. Die floristische Qualität ist eine zentrale Voraussetzung für das Vorkommen ökologisch wertvoller Fauna.
Für spezifische Ansprüche der Fauna, wie strukturreiche Lebensräume oder Fauna schonende Bewirtschaftung, steht das Instrument "Projekte für regionale Biodiversität & Landschaftsqualität (PrBL)” zur Verfügung.
Kontrolle der Qualität statt von Massnahmen
Erkenntnisse aus ZiBiF
Die Kontrollen beschränken sich auf die Überprüfung der erreichten Qualität. Diese werden analog zu den heutigen QII-Kontrollen durchgeführt.
Vorschläge für die AP 2030+
Eine Überprüfung der Qualität ist die einzige Kontrolle, analog der QII-Kontrolle heute.
Nur bei BFF-Typen, bei welchen es noch Vorgaben zur Bewirtschaftung gibt, sind weitere Kontrollen nötig.
Erfüllen des ÖLN auch ohne viel Eigeninitiative und Verantwortung
Erkenntnisse aus ZiBiF
Die ZiBiF-Betriebe haben sich bewusst für die Eigenverantwortung bei der BFF-Bewirtschaftung entschieden. Diese Bereitschaft kann/soll nicht von allen Betrieben verlangt werden. Die Erfüllung des angemessenen Anteils an BFF soll weiterhin auch ohne grosse Eigeninitiative und Verantwortung möglich sein.
Vorschläge für die AP 2030+
QI-Flächen neu mit wenig Auflagen (keine Düngung, keine Pflanzenschutzmittel). Diese Flächen leisten einen geringen Beitrag zur Biodiversitätsförderung, erhalten daher keine Biodiversitätsbeiträge und werden mit einem reduzierten Faktor dem ÖLN angerechnet (z.B. 0.5).
QI-Flächen dürfen nicht zu attraktiv sein, da sonst die ergebnisorientierte Biodiversitätsförderung untergraben oder teuer wird.
Weniger BFF-Typen
Erkenntnisse aus ZiBiF
Da keine Vorgaben zur Bewirtschaftungsart (z.B. Mähen, Beweiden) und Massnahmen vorhanden sind, können die BFF-Typen zu übergeordneten Lebensraumtypen zusammengefasst werden. Wiesen und Weiden werden dabei zu “Grünland” zusammengefasst und mit denselben Qualitätskriterien beurteilt, ebenso werden Brachen im Ackerland als eine Einheit behandelt.
Vorschläge für die AP 2030+
Die Anzahl BFF-Typen deutlich reduzieren, indem sie zu Lebensraumtypen zusammengefasst werden (z.B. BFF Grünland, BFF Acker, BFF Hecken, BFF Bäume, BFF in Dauerkulturen), die mit gleichen Qualitätsindikatoren beurteilt werden können. Die Komplexität des Systems wird dadurch deutlich reduziert.
Beratung und fachliche Unterstützung
Erkenntnisse aus ZiBiF
Die Betriebsleitenden schätzen die Unterstützung durch fachkompetente Beratungspersonen auf ihrem Betrieb. Sie sind selbst verantwortlich, sich bei Unsicherheiten bei den Beratungspersonen zu melden.
Vorschläge für die AP 2030+
Die Betriebsleitenden sind für das Erlangen der nötigen Fachkompetenz selbst verantwortlich.
Auf eine Beratungspflicht kann verzichtet werden.
Die erforderlichen Ressourcen an fachkompetenten Beratungspersonen und Weiterbildungsangeboten für die Betriebe muss gewährleistet sein und durch Bund und Kantone organisiert werden.
Breites Interesse
Erkenntnisse aus ZiBiF
Am Projekt konnten sich nur 29 Betriebe beteiligen, das Interesse an teilnehmenden Betrieben bei Projektstart war aber grösser. Eine im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung durchgeführte Umfrage unter nicht teilnehmenden Betrieben zeigte zudem, dass der ergebnisorientierte Ansatz auch ausserhalb des Projekts auf positive Resonanz stösst. Weitere Informationen finden sich unter ZiBiF-News Ausgabe Frühjahr 2025.
Vorschläge für die AP 2030+
Die Einführung eines Beitragssystems, das rein auf der Beurteilung von erreichten Ergebnissen/Qualitäten basiert.
Es ist ein System, in dem alle Betriebe teilnehmen können. Um eine Übergangszeit zu gewähren kann das neue System gestaffelt eingeführt werden (z.B. gestaffelte Reduktion der Beitragshöhe QI, gestaffelte Reduktion des Anrechenbarkeitsfaktor)
Auswirkungen für Bund, Kantone und Betriebe
Reduktion der Komplexität des Systems und somit des administrativen Aufwandes bei allen Playern durch weniger Biodiversitätsauflagen und weniger Biodiversitätsförderflächentypen.
Reduktion des Kontrollaufwandes im Biodiversitätsbereich für die Kantone.
Betriebe erhalten teilweise mehr oder gleich viel Biodiversitätsbeiträge wie bisher, andere erhalten weniger Biodiversitätsbeiträge und/oder müssen mehr BFF ausscheiden.
Mehraufwand für die Erhebung der Lebensräume, da davon ausgegangen werden muss, dass mehr Flächen als die bisherigen QII-Flächen beurteilt werden müssen.
Grössere Nachfrage nach Beratung und Weiterbildung im Biodiversitätsbereich, welche durch Bund und Kantone organisiert werden sollte. Bei vorheriger Einführung der PrBL, ist dieses Angebot vermutlich bereits ausreichend vorhanden.
Zu Beginn, wie bei jedem Systemwechsel, Initialaufwand für Bund, Kantone und Betriebe für die Einführung eines neuen Systems.
Zusammenfassung der Vorschläge für die AP 2030+
Abgeltung ergebnisorientiert, basierend auf der effektiv vorhandenen Lebensraumqualität, im Gegenzug starke Reduktion der Vorschriften zur Bewirtschaftung/Massangaben.
Einführung von zusätzlichen Qualitätsstufen.
Die QI-Flächen anpassen: ohne Beiträge und mit wenigen Auflagen zur Bewirtschaftung sowie reduzierter Anrechenbarkeit an den ÖLN. Da sie einen geringen Beitrag an die Biodiversitätsförderung leisten, nicht zu attraktiv gestalten.
Anzahl BFF-Typen deutlich reduzieren und zu Lebensraumtypen zusammenfassen, die mit gleichen Qualitätsindikatoren beurteilt werden.
Übergangszeit gewähren mit z.B. gestaffelter Reduktion der Beitragshöhe QI.
Umfragen zeigen: Die landwirtschaftliche Praxis unterstützt das Konzept einer zielorientierten Biodiversitätsförderung
Das Ressourcenprojekt «Zielorientierte Biodiversitätsförderung» (ZiBiF) ist nun im fünften Projektjahr. Neben Erhebungen auf den 29 Projektbetrieben wurden auch Befragungen von nicht am Projekt beteiligten landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt. Diese zeigen, dass die landwirtschaftliche Praxis gegenüber einer zielorientierten Biodiversitätsförderung mit mehr Freiheiten und mehr Eigenverantwortung aufgeschlossen ist.
Das positive Praxisecho auf den ZiBiF-Ansatz freut die Projektbeteiligten sehr. Folgend die wichtigsten Erkenntnisse aus den Erhebungen auf den Projektbetrieben und den Befragungen projektexterner Betriebe.
Abbildung 1 zeigt die Summe aller angemeldeten Biodiversitätsförderflächen (BFF) der 29 ZiBiF-Betriebe. Die Daten aus dem Jahr 2020 entsprechen der BFF vor Projektstart. Im Projektverlauf nahmen die BFF stets zu. Nicht nur die Flächen mit mittlerer Qualität (D +C) sondern auch die Anzahl qualitativ sehr hochwertiger Flächen (Qualität A und B) konnte erhöht werden. Weiter konnte auch die Anzahl der Flächen mit Strukturqualität gesteigert werden. (Weitere Infos zu den Qualitäten sind zu finden auf: www.zibif.ch -> Projektdetails -> Punkte und Qualität)
Abbildung 1: Flächenanteile der Qualitätsstufen A-D auf den 29 ZiBiF-Betrieben. A = Flächen mit sehr hoher biologischer Qualität, D = Flächen mit niedriger biologischer Qualität, S = Flächen mit Strukturbonus
Die Umfrage auf nicht am Projekt beteiligten Betrieben wurde über die landwirtschaftlichen Medien auf Deutsch, Französisch und Italienisch breit gestreut. Den Umfrageteilnehmenden wurde der Ansatz in einer zielorientierten Biodiversitätsförderung mit einem kurzen animierten Video (Abbildung 2) erläutert, anschliessend folgte der Fragebogen.
Knapp 300 Betriebe haben die Umfrage ausgefüllt. Da die Umfrage über die Medien gestreut wurde, ist anzunehmen, dass tendenziell eher Betriebe an der Umfrage teilgenommen haben, die ein gewisses Interesse an diesem Thema aufweisen. Dies zeigen auch die zusätzlichen Parameter, die bei den Umfrageteilnehmer abgefragt wurden. Die an der Umfrage teilgenommenen Betriebe haben einen leicht überdurchschnittlichen Anteil an Biodiversitätsförderflächen an ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Mit 69 Prozent der Umfrageteilnehmenden findet eine sehr grosse Mehrheit das Konzept der zielorientierten Biodiversitätsförderung gut bis sehr gut, nur 13 Prozent eher schlecht bis schlecht. (Abbildung 3).
Abbildung 3: Beurteilung des Konzepts der zielorientierten Biodiversitätsförderung
Die Frage, ob sie sich die Umsetzung einer zielorientierten Biodiversitätsförderung auf dem eigenen Betrieb vorstellen könnten, beantwortete eine klare Mehrheit von 56 Prozent mit ja und eher ja, 22 Prozent mit eher nein und nein (Abbildung 4). Die niedrigeren Werte im Vergleich zur ersten Frage sind nachvollziehbar, da die Umfrageteilnehmenden das Konzept hier aus Betriebssicht beurteilen und sie für einen klaren Entscheid wohl noch mehr Detailinformationen benötigen würden. Die generelle Aufgeschlossenheit bezüglich einer Umsetzung auf dem eigenen Betrieb zeigt sich denn auch bei Betrachtung der drei Kategorien ja, eher und vielleicht, die mit 77 Prozent sehr hoch ist.
Abbildung 4: Beurteilung der Umsetzung einer zielorientierten Biodiversitätsförderung auf dem eigenen Betrieb.
Die Umfrageteilnehmenden beurteilen die Einstellung anderer Personen gegenüber einer zielorientierten Biodiversitätsförderung differenziert (Abbildung 5). Sie schätzen die Einstellung der Personen in ihrem Umfeld als wesentlich positiver ein, als die Einstellung ihrer landwirtschaftlichen Nachbarn und der Landwirtinnen und Landwirte in der Schweiz. Der Anteil «keine Antwort» ist bei allen Optionen recht hoch und deutet auf die Schwierigkeit hin, eine Einschätzung für andere Personen zu machen. Je weiter die Distanz zu den genannten Gruppen, desto höher war der Anteil der Umfrageteilnehmer*innen, die die Frage nicht beantwortet haben.
Abbildung 5: Beurteilung der Einstellung anderer Personen
Die Umfrageteilnehmenden beurteilen das Konzept einer an den Wissenstand der Betriebsleitenden, den Flächenstandort und den Betrieb angepassten Biodiversitätsberatung zu 75 bis 80 Prozent mit gut bis sehr gut (Abbildung 6). Dies ist eine sehr klare Zustimmung zu einer standortangepassten und personenspezifischen Beratung.
Abbildung 6: Einstellung gegenüber einer an den Wissenstand der Betriebsleitenden, den Flächenstandort und den Betrieb angepassten Biodiversitätsberatung
Die Umfrageresultate stärken die Erkenntnisse, die aus der Zusammenarbeit mit den Projektbetrieben gewonnen wurden. Die Ergebnisse aus den verschiedenen Untersuchungen geben positive Impulse für die Prüfung einer Aufnahme des zielorientierten bzw. ergebnisorientierten Ansatzes in die Biodiversitätsförderung der Kantone und des Bundes.
Zwischenbilanz nach drei Jahren ZiBiF-Umsetzung
In den ersten drei Projektjahren konnten bereits viele Erkenntnisse gewonnen werden, die nachfolgend zusammengefasst sind. Sie stammen von Personen, die stark ins Projekt eingebunden sind und aus Gesprächen mit den Bewirtschaftenden der 29 teilnehmenden Betriebe.
1. Projektablauf im Überblick
2. Allgemeine Resultate und Erkenntnisse nach drei Jahren Umsetzung
Grundlagenplan: Er wurde basierend auf einer GIS-Analyse erstellt und im Feld verifiziert. Bereiche, wo Lebensräume im ZiBiF gefördert werden können, sind bezeichnet und Flächen, wo keine Förderung sinnvoll ist, bleiben ausgespart. So wird ein effizienter Mitteleinsatz ermöglicht. Der Plan wird von den teilnehmenden Betrieben als nachvollziehbar empfunden und gibt genügend Spielraum.
Beitragssystem: Es gilt der Grundsatz, je höher die Qualität der Fläche desto höher der Beitrag. Dadurch wird ein Anreiz geschaffen, die Qualität auf den Flächen zu steigern. Flächen ohne biologische Qualität und ohne Standortpotenzial wurden nicht ins ZiBiF aufgenommen und als BFF abgemeldet. Dieser Anreiz hat sich bewährt und ist wichtig für die Förderung der biologischen Qualität.
Beratung: Es werden Beratungspersonen mit hoher Kompetenz in Biodiversitätsförderung und Landwirtschaft eingesetzt. Die spezifische Beratung wird von den Betrieben sehr geschätzt und als unverzichtbar beurteilt. Basierend auf der Beratung wurde mit den Betriebsleitenden eine Vereinbarung abgeschlossen. Diese besteht aus einer Übersicht aller ZiBiF-Flächen mit flächenspezifischen Zielen und Hinweisen, wie diese erreicht werden können.
Weiterbildungsanlässe: Sie unterstützen die Betriebsleitenden bei der zielorientierten Bewirtschaftung, der Erhebung der Indikatoren und erhöhen das Wissen zur Biodiversitätsförderung im Allgemeinen. An den Weiterbildungsanlässen wird auch der Erfahrungsaustausch untereinander ermöglicht und dieser wird auch sehr geschätzt.
Beratung und Weiterbildungsanlässe...
... finden auf ZiBiF- Flächen draussen im Feld statt.
Freiheiten und Flexibilität: Grundvoraussetzung für die Bewirtschaftung der ZiBiF Flächen ist, dass die Bewirtschaftenden flexibel bei der Bewirtschaftung sind. Die Vorgaben der DZV, die die Biodiversität betreffen, gelten nicht. Das Bedürfnis die Flächen eigenverantwortlich zu bewirtschaften ist gross. Am Anfang wurde die Möglichkeit zurückhaltend genutzt, im Laufe des Projekts wurden je länger je mehr neue Bewirtschaftungsformen ausprobiert. Die Freiheiten werden mehrheitlich positiv für die Biodiversität genutzt. Insbesondere bei der Bewirtschaftung von Wiesen/Weiden (Beweidung, Düngung, Schnittzeitpunkt) und auf Ackerflächen zur Förderung von Ackerbegleitflora, Feldlerchen und Insekten mit flexiblen, in die Fruchtfolge integrierten Bewirtschaftungsmodellen.
Die Nutzung der Freiheiten, um Betriebsabläufe zu vereinfachen und die Möglichkeit der Düngung wird von Seite Projektleitung und Beratungspersonen kritisch beurteilt. Es handelt sich dabei um Einzelfälle.
3. Erkenntnisse aus Wirkungsmonitoring und wissenschaftlicher Begleitung
Das Wirkungsmonitoring und die wissenschaftliche Begleitung spielen im Ressourcenprojekt eine zentrale Rolle. Fundierte Erkenntnisse werden zukünftigen Projekten zur Verfügung gestellt. Wissenschaftlich überprüft werden Flächenziele, biologische Entwicklungen (Flora, Vögel), umgesetzte Massnahmen und verhaltensökonomische Aspekte (Motivation und Verständnis für Biodiversität).
Flächenziele: Die ZiBiF-Ziele und der Grundlagenplan sind aus nationalen und kantonalen Flächenzielen und aus dem kantonalen Naturschutzgesamtkonzept hergeleitet. Den ZiBiF-Betrieben selbst wurden keine Flächenziele vorgegeben. Mit dem Projekt soll aufgezeigt werden, ob das zielorientierte Vorgehen zu einer besseren Erfüllung der Flächenziele beitragen kann. Je mehr Potenzialflächen im Grundlagenplan bezeichnet sind, desto mehr ZiBiF-Flächen sollen vorhanden sein.
Erste Auswertungen zeigen, dass die angestrebten Flächenanteile in den meisten Fördergebieten durch das ZiBiF gesteigert werden und auch erfüllt werden konnten.
Lage und Qualität der Flächen: Ca. 80% der Flächen, die 2020 als BFF angemeldet waren, blieben im ZiBiF erhalten. Ca. 20% der BFF konnten nicht als ZiBiF-Flächen übernommen werden, weil sie die Qualitätsanforderungen und/oder die Lagekriterien nicht erfüllten. Mehr als die dreifache Menge der weggefallenen Flächen kam an anderen Standorten dazu. Der grösste Flächenanstieg ist im Fördergebiet Trockenwiesen und -weiden zu verzeichnen. In diesem Fördergebiet wurden auch die höchsten Anteile an Flächen mit höchster Qualität kartiert.
Entwicklung der Flora und Vögel: Auf allen Betriebsflächen wurde 2021 anhand der für das ZiBiF entwickelten Kartierschlüssel die Flora kartiert und eine Brutvogelkartierung durchgeführt. Die Kartierung wird am Ende des Projekts wiederholt. Erst dann lassen sich Aussagen zu einer allfälligen Entwicklung oder der Lage von Artenhotspots machen.
Beurteilung mit Indikatoren: Für das ZiBiF wurden für verschiedene Lebensräume einfache Indikatoren für die Selbstbeurteilung der Flächenqualität und -entwicklung erarbeitet. Jährlich werden auf ausgewählten Flächen durch die Bewirtschaftenden Aufnahmen gemacht. Die Bewirtschaftenden wurden geschult und es hat sich gezeigt, dass die Indikatorkarten anwendbar sind und zu einer Sensibilisierung der Betriebsleitenden geführt hat. Ob damit Rückschlüsse auf die effektive biologische Qualität gezogen oder Entwicklungen festgestellt werden können, kann noch nicht abschliessend beurteilt werden.
Als Indikatoren werden zum Beispiel Blütenfarben oder einzelne Pflanzenarten aufgenommen.
Entwicklung der Motivation und Akzeptanz: Wie sich das Projekt auf die Motivation und Akzeptanz für die Biodiversitätsförderung auswirkt, wird mit Befragungen der beteiligten Betriebsleitenden und Vergleichsbetrieben untersucht. Zudem ist eine grösser ausgelegte Onlineumfrage mit nicht beteiligten Betrieben geplant.
Zum jetzigen Zeitpunkt liegen die Resultate aus Befragungen vor, die in der Anfangsphase des ZiBiF gemacht wurden.
Hauptgründe für das Interesse zur Teilnahme am Projekt sind neben der Förderung der Biodiversität, die Eigenverantwortung, Flexibilität und wirtschaftliche Aspekte (höhere Beiträge für höhere Qualitäten). Die vielseitigen Motivationsgründe lassen den Schluss zu, dass auch Bewirtschaftende, die weniger an der Biodiversität interessiert sind, motiviert sein könnten, an einem solchen zielorientierten Programm teilzunehmen.
Viele Betriebe sind der Ansicht, dass es eine Veränderung am bisherigen System der Biodiversitätsförderung braucht. Dieses wird zwar als umsetzbar wahrgenommen, aber zu wenig wirksam und effizient, da zu starr und zu wenig standortspezifisch. Im Rahmen der zielorientierten Biodiversitätsförderung erhoffen sich die Betriebe für diese Punkte Verbesserungen. Die Betriebe gehen davon aus, dass die Motivation zur Biodiversitätsförderung im zielorientierten System steigt. Auch beurteilen sie positiv, dass ihr Wissen mehr gefragt ist, sie etwas Neues ausprobieren können und eine grössere Eigenverantwortung haben. Ihr Wissen bezüglich Biodiversität schätzen sie aber noch als verbesserungswürdig ein. Eine gute fachliche Begleitung erachten fast alle Betriebsleitenden als Kernelement des Projekts. Die konkret auf den Betrieb und die einzelnen Flächen abgestimmten Beratungsinhalte, die Fachkompetenzen (agronomisch, biologisch) und die Bewirtschaftungstipps wurden sehr geschätzt.
4. Erste Folgerungen für eine künftige flächendeckende Umsetzung eines zielorientierten Systems
Eine Gesamtevaluation am Ende des Projekts soll Erkenntnisse liefern, welche Punkte bei einer flächendeckenden Umsetzung des zielorientierten Ansatzes beachtet werden müssen. Zudem soll sie die Vor- und Nachteile eines solchen Systems aufzeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine wissenschaftlich hergeleiteten Ergebnisse dazu vor. Die Einschätzungen basieren auf den Aussagen von Personen, die stark in das Projekt eingebunden sind.
Wahlmöglichkeit: Der zielorientierte Ansatz eignet sich in dieser ausgeprägten Form voraussichtlich nicht für alle Betriebe, da er eine erhöhte Bereitschaft erfordert, sich mit der Biodiversität auseinanderzusetzen und Eigenverantwortung für Pflege der Flächen zu übernehmen. Dem ist in geeigneter Form Rechnung zu tragen. Beratung: Es müssen ausreichend ökologisch kompetente Beratungskapazitäten vorhanden sein bzw. aufgebaut werden.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen die Flexibilität bei der Bewirtschaftung ermöglichen.
Grundlagen: Planliche Vorgaben, die Schwerpunkte und Potenziale aufzeigen (Grundlagenplan, ökologische Infrastruktur), sind wichtig und wertvoll. Für die Kartierung und Beratung braucht es regionsspezifische Kartierschlüssel und zur Unterstützung der Betriebsleitenden geeignete Hilfsmittel.
Vorteile und Nachteile des zielorientierten Ansatzes: Die Bewirtschaftungsformen sind vielfältiger und standortspezifischer. Die Bewirtschaftenden übernehmen mehr Eigenverantwortung und sind motivierter, die Biodiversität zu fördern. Die Beitragszahlungen sind sehr effektiv, da Flächenbeiträge nur möglich sind, wenn sich Lage und Standort für die Biodiversitätsförderung eignen und die biologische Qualität gemäss Kartierung ausreichend ist. Die Einführung eines neuen Systems ist immer mit einem erhöhten Initialaufwand verbunden. Beim zielorientierten System ist für die Beratung und die Kartierung der Flächen je nach vorherigem System, mit Mehraufwand zu rechnen.
5. Ausblick
Bereits nach der Hälfte der Projektzeit kann eine positive Bilanz gezogen werden. Ziel ist, die Wirkung nach Projektende beizubehalten und zu prüfen, wie der Ansatz breiter, für eine grössere Anzahl Betriebe, umgesetzt werden kann. Folgende Möglichkeiten sind denkbar:
Neues kantonales Anreizsystem: Ergänzend zum Bundessystem soll ein zusätzliches kantonales Anreizsystem mit zusätzlichen Beiträgen für höhere Qualitäten geprüft werden.
Integration in neue Projekte zur Förderung der regionalen Biodiversität und Landschaftsqualität: Der zielorientierte Ansatz und die einzelbetriebliche, standortspezifische Biodiversitätsberatung werden, so weit wie möglich, in die neuen Projekte integriert. Voraussetzung dafür ist, dass der Bund den nötigen Spielraum gewährt.
Integration des zielorientierten Ansatzes auf Bundesebene: Zu einem späteren Zeitpunkt (Agrarpolitik 2030): Einführung von kantonalen, zielorientierten Biodiversitätsförderkonzepten auf der Basis der Fachplanung Ökologische Infrastruktur.
Zwischenbilanz nach einem Jahr ZiBiF-Umsetzung
Im Rahmen dieses Projektes dürfen ZiBiF-Betriebe ihre Biodiversitätsförderflächen (BFF) eigenverantwortlich bewirtschaften und können dabei auf die Einhaltung der meisten Bewirtschaftungsvorgaben der Direktzahlungsverordnung verzichten. Sehr zentral sind die von ausgewiesenen Fachpersonen geführten Beratungsgespräche. Dabei werden mit den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern Möglichkeiten diskutiert, wie die vereinbarten biologischen Ziele erreicht werden können. Eine bessere biologische Qualität der Flächen führt zu einer höheren Entschädigung, unabhängig davon wie die Bewirtschaftung erfolgt ist.
Projektstart / Auswahl teilnehmende Betriebe
Das Ressourcenprojekt ZiBiF startete im Jahr 2020. Das Interesse der Betriebe, an diesem Projekt teilzunehmen, war gross. An zwei Informationsveranstaltungen konnten sich alle Betriebe über das Projekt informieren. 57 Betriebe haben sich anschliessend um die definitive Teilnahme beworben. Aufgrund des beschränkten Budgets konnte nur 29 Betrieben eine Zusage erteilt werden. Die Vielfalt der teilnehmenden Betriebe ist gross: In Hinblick auf die Region der Betriebsstandorte, die Betriebsausrichtung, die Bewirtschaftungsintensität und den Anteil bestehender BFF ist eine grosse Auswahl vertreten.
Weitere Informationen zu den teilnehmenden Betrieben finden Sie hier.
Grundlagen und Hilfsmittel
Für das erste Umsetzungsjahr mussten sehr viele Grundlagen bereitgestellt werden:
Der Grundlagenplan zeigt auf, wo mit welchen Lebensraumtypen die Biodiversität vor allem gefördert werden soll.
Das Abgeltungssystem legt die Beiträge fest. Diese sind abhängig vom Lebensraumtyp und der biologischen Qualität der Flächen.
Um die Lebensräume und angestrebten Ziele besser verstehen zu können, sind Lebensraumkarten erarbeitet worden. Diese umfassen einen Beschrieb der wichtigsten Lebensräume, führen die charakteristischen Arten auf und erwähnen mögliche zielführende Bewirtschaftungsmassnahmen.
Für alle Lebensraumtypen gibt es Kartierschlüssel, anhand derer mittels definierter Kriterien (häufig Artvorkommen) die Qualitätsstufe der Flächen festgestellt werden kann.
Alle Unterlagen finden Sie hier.
Beratung
Das erste Beratungsgespräch führten eine Biodiversitäts- und eine Landwirtschafts-Fachperson gemeinsam mit den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern. Die Beratung wurde von den Bewirtschaftenden sehr geschätzt – insbesondere die breite Kompetenz, die durch die zwei Beratungspersonen abgedeckt wurde.
Auf allen Betriebsflächen wurde bereits im Vorfeld die bestehende Qualität erhoben. Im Gespräch wurden den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern die Grundsätze des ZiBiF erläutert und es wurde diskutiert, welche Flächen aufgenommen werden könnten. Wichtig war der Austausch darüber, welche Ziele auf den Flächen anzustreben sind und welche Bewirtschaftungsformen und Pflegetipps zu einer Steigerung der Qualität beitragen können. Die definitive Auswahl der Flächen erfolgte durch die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter.
Erste Auszahlung von ZiBiF-Beiträgen
Es gibt nur ZiBiF-Beiträge für Flächen, die gemäss Grundlagenplan am richtigen Ort sind und bereits eine Mindestqualität erfüllen. Je besser die biologische Qualität ist, desto höher fallen die Beiträge aus. Mit diesem Grundsatz konnten Ende 2021 für ZiBiF-Flächen mehr Beiträge ausbezahlt werden als im Vorjahr für BFF. Einige Flächen waren bisher nicht als BFF angemeldet, konnten aufgrund der vorhanden biologischen Qualität allerdings aufgenommen und abgegolten werden. Es gab aber auch einige bestehende BFF, die aufgrund fehlender Qualität abgemeldet werden mussten.
Voneinander lernen / Info- und Weiterbildungsanlässe
Für den Austausch zwischen den Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter werden verschiedene Plattformen angeboten. Im Winter fand ein erster Austausch am Strickhof statt, bei dem über den Stand des Projekts informiert wurde. Im Frühling 2022 trafen sich die ZiBiF-Betriebe bei einem Anlass im Feld. Die biologischen und agronomischen Fachpersonen erläuterten, wie man verschiedene Wiesentypen erkennt. Zudem wurden Bewirtschaftungstipps ausgetauscht, wie man die Ziele noch besser erreichen kann. In diesem Jahr sind weitere Treffen geplant, z.B. in Form von einem “Puure Höck”, wo der spontane, unkomplizierte Austausch ermöglicht wird.
Weitere Informationen zur Kommunikation finden Sie hier.
Ein Jahr ZiBiF-Umsetzung – Bilanz
Das Projekt ist erfolgreich gestartet. Die neue Vorgehensweise hat alle Beteiligten vor grosse Herausforderungen gestellt, die aber gut gemeistert werden konnten. Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter haben bereits mit der Umsetzung einer grossen Vielfalt an Ideen begonnen. Erfreulich ist das grosse Interesse am Projekt von verschiedenen Seiten. Der “Zürcher Bauer” hat mehrmals darüber berichtet, das Bundesamt für Landwirtschaft hat sich verschiedentlich eingebracht und kantonsinternen und -externen Fachpersonen wurde es vorgestellt.
Die Veröffentlichungen finden Sie hier.
Ausblick
Im aktuellen Jahr finden die Beratungen im Feld statt und es werden erste Erfolge, weitere Bewirtschaftungsideen oder Probleme angeschaut. Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter haben die Aufgabe, ausgewählte Flächen genauer zu dokumentieren. Sie erhalten Listen (Indikatorkarten), auf denen sie Artvorkommen, Blütenfarben oder Strukturen festhalten. Die Aufnahmen helfen dabei, die aktuelle Qualität der Flächen auf einfache Art und Weise einzuschätzen, und positive oder problematische Entwicklungen zu erkennen und darauf reagieren zu können.