Ressourcenprojekt ZiBiF

Zielorientierte Biodiversitätsförderung

Ausgabe Winter 2023/24


Zwischenbilanz nach drei Jahren ZiBiF-Umsetzung

In den ersten drei Projektjahren konnten bereits viele Erkenntnisse gewonnen werden, die nachfolgend zusammengefasst sind. Sie stammen von Personen, die stark ins Projekt eingebunden sind und aus Gesprächen mit den Bewirtschaftenden der 29 teilnehmenden Betriebe. 

1. Projektablauf im Überblick

2. Allgemeine Resultate und Erkenntnisse nach drei Jahren Umsetzung

Grundlagenplan: Er wurde basierend auf einer GIS-Analyse erstellt und im Feld verifiziert. Bereiche, wo Lebensräume im ZiBiF gefördert werden können, sind bezeichnet und Flächen, wo keine Förderung sinnvoll ist, bleiben ausgespart. So wird ein effizienter Mitteleinsatz ermöglicht. Der Plan wird von den teilnehmenden Betrieben als nachvollziehbar empfunden und gibt genügend Spielraum.  

Beitragssystem: Es gilt der Grundsatz, je höher die Qualität der Fläche desto höher der Beitrag. Dadurch wird ein Anreiz geschaffen, die Qualität auf den Flächen zu steigern. Flächen ohne biologische Qualität und ohne Standortpotenzial wurden nicht ins ZiBiF aufgenommen und als BFF abgemeldet. Dieser Anreiz hat sich bewährt und ist wichtig für die Förderung der biologischen Qualität. 

Beratung: Es werden Beratungspersonen mit hoher Kompetenz in Biodiversitätsförderung und Landwirtschaft eingesetzt. Die spezifische Beratung wird von den Betrieben sehr geschätzt und als unverzichtbar beurteilt. Basierend auf der Beratung wurde mit den Betriebsleitenden eine Vereinbarung abgeschlossen. Diese besteht aus einer Übersicht aller ZiBiF-Flächen mit flächenspezifischen Zielen und Hinweisen, wie diese erreicht werden können. 

Weiterbildungsanlässe: Sie unterstützen die Betriebsleitenden bei der zielorientierten Bewirtschaftung, der Erhebung der Indikatoren und erhöhen das Wissen zur Biodiversitätsförderung im Allgemeinen. An den Weiterbildungsanlässen wird auch der Erfahrungsaustausch untereinander ermöglicht und dieser wird auch sehr geschätzt. 

Beratung und Weiterbildungsanlässe... 

... finden auf ZiBiF- Flächen draussen im Feld statt.

Freiheiten und Flexibilität: Grundvoraussetzung für die Bewirtschaftung der ZiBiF Flächen ist, dass die Bewirtschaftenden flexibel bei der Bewirtschaftung sind. Die Vorgaben der DZV, die die Biodiversität betreffen, gelten nicht. Das Bedürfnis die Flächen eigenverantwortlich zu bewirtschaften ist gross. Am Anfang wurde die Möglichkeit zurückhaltend genutzt, im Laufe des Projekts wurden je länger je mehr neue Bewirtschaftungsformen ausprobiert. Die Freiheiten werden mehrheitlich positiv für die Biodiversität genutzt. Insbesondere bei der Bewirtschaftung von Wiesen/Weiden (Beweidung, Düngung, Schnittzeitpunkt) und auf Ackerflächen zur Förderung von Ackerbegleitflora, Feldlerchen und Insekten mit flexiblen, in die Fruchtfolge integrierten Bewirtschaftungsmodellen. 

Die Nutzung der Freiheiten, um Betriebsabläufe zu vereinfachen und die Möglichkeit der Düngung wird von Seite Projektleitung und Beratungspersonen kritisch beurteilt. Es handelt sich dabei um Einzelfälle.  


3. Erkenntnisse aus Wirkungsmonitoring und wissenschaftlicher Begleitung 

Das Wirkungsmonitoring und die wissenschaftliche Begleitung spielen im Ressourcenprojekt eine zentrale Rolle. Fundierte Erkenntnisse werden zukünftigen Projekten zur Verfügung gestellt. Wissenschaftlich überprüft werden Flächenziele, biologische Entwicklungen (Flora, Vögel), umgesetzte Massnahmen und verhaltensökonomische Aspekte (Motivation und Verständnis für Biodiversität). 

Flächenziele: Die ZiBiF-Ziele und der Grundlagenplan sind aus nationalen und kantonalen Flächenzielen und aus dem kantonalen Naturschutzgesamtkonzept hergeleitet. Den ZiBiF-Betrieben selbst wurden keine Flächenziele vorgegeben. Mit dem Projekt soll aufgezeigt werden, ob das zielorientierte Vorgehen zu einer besseren Erfüllung der Flächenziele beitragen kann. Je mehr Potenzialflächen im Grundlagenplan bezeichnet sind, desto mehr ZiBiF-Flächen sollen vorhanden sein.  

Erste Auswertungen zeigen, dass die angestrebten Flächenanteile in den meisten Fördergebieten durch das ZiBiF gesteigert werden und auch erfüllt werden konnten. 

Lage und Qualität der Flächen: Ca. 80% der Flächen, die 2020 als BFF angemeldet waren, blieben im ZiBiF erhalten. Ca. 20% der BFF konnten nicht als ZiBiF-Flächen übernommen werden, weil sie die Qualitätsanforderungen und/oder die Lagekriterien nicht erfüllten. Mehr als die dreifache Menge der weggefallenen Flächen kam an anderen Standorten dazu. Der grösste Flächenanstieg ist im Fördergebiet Trockenwiesen und -weiden zu verzeichnen. In diesem Fördergebiet wurden auch die höchsten Anteile an Flächen mit höchster Qualität kartiert. 

Entwicklung der Flora und Vögel: Auf allen Betriebsflächen wurde 2021 anhand der für das ZiBiF entwickelten Kartierschlüssel die Flora kartiert und eine Brutvogelkartierung durchgeführt. Die Kartierung wird am Ende des Projekts wiederholt. Erst dann lassen sich Aussagen zu einer allfälligen Entwicklung oder der Lage von Artenhotspots machen. 

Beurteilung mit Indikatoren: Für das ZiBiF wurden für verschiedene Lebensräume einfache Indikatoren für die Selbstbeurteilung der Flächenqualität und -entwicklung erarbeitet. Jährlich werden auf ausgewählten Flächen durch die Bewirtschaftenden Aufnahmen gemacht. Die Bewirtschaftenden wurden geschult und es hat sich gezeigt, dass die Indikatorkarten anwendbar sind und zu einer Sensibilisierung der Betriebsleitenden geführt hat. Ob damit Rückschlüsse auf die effektive biologische Qualität gezogen oder Entwicklungen festgestellt werden können, kann noch nicht abschliessend beurteilt werden. 


Als Indikatoren werden zum Beispiel Blütenfarben oder einzelne Pflanzenarten aufgenommen. 

Entwicklung der Motivation und Akzeptanz: Wie sich das Projekt auf die Motivation und Akzeptanz für die Biodiversitätsförderung auswirkt, wird mit Befragungen der beteiligten Betriebsleitenden und Vergleichsbetrieben untersucht. Zudem ist eine grösser ausgelegte Onlineumfrage mit nicht beteiligten Betrieben geplant.  

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen die Resultate aus Befragungen vor, die in der Anfangsphase des ZiBiF gemacht wurden. 

Hauptgründe für das Interesse zur Teilnahme am Projekt sind neben der Förderung der Biodiversität, die Eigenverantwortung, Flexibilität und wirtschaftliche Aspekte (höhere Beiträge für höhere Qualitäten). Die vielseitigen Motivationsgründe lassen den Schluss zu, dass auch Bewirtschaftende, die weniger an der Biodiversität interessiert sind, motiviert sein könnten, an einem solchen zielorientierten Programm teilzunehmen. 

Viele Betriebe sind der Ansicht, dass es eine Veränderung am bisherigen System der Biodiversitätsförderung braucht. Dieses wird zwar als umsetzbar wahrgenommen, aber zu wenig wirksam und effizient, da zu starr und zu wenig standortspezifisch. Im Rahmen der zielorientierten Biodiversitätsförderung erhoffen sich die Betriebe für diese Punkte Verbesserungen. Die Betriebe gehen davon aus, dass die Motivation zur Biodiversitätsförderung im zielorientierten System steigt. Auch beurteilen sie positiv, dass ihr Wissen mehr gefragt ist, sie etwas Neues ausprobieren können und eine grössere Eigenverantwortung haben. Ihr Wissen bezüglich Biodiversität schätzen sie aber noch als verbesserungswürdig ein. Eine gute fachliche Begleitung erachten fast alle Betriebsleitenden als Kernelement des Projekts. Die konkret auf den Betrieb und die einzelnen Flächen abgestimmten Beratungsinhalte, die Fachkompetenzen (agronomisch, biologisch) und die Bewirtschaftungstipps wurden sehr geschätzt.  


4. Erste Folgerungen für eine künftige flächendeckende Umsetzung eines zielorientierten Systems 

Eine Gesamtevaluation am Ende des Projekts soll Erkenntnisse liefern, welche Punkte bei einer flächendeckenden Umsetzung des zielorientierten Ansatzes beachtet werden müssen. Zudem soll sie die Vor- und Nachteile eines solchen Systems aufzeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine wissenschaftlich hergeleiteten Ergebnisse dazu vor. Die Einschätzungen basieren auf den Aussagen von Personen, die stark in das Projekt eingebunden sind. 

Wahlmöglichkeit: Der zielorientierte Ansatz eignet sich in dieser ausgeprägten Form voraussichtlich nicht für alle Betriebe, da er eine erhöhte Bereitschaft erfordert, sich mit der Biodiversität auseinanderzusetzen und Eigenverantwortung für Pflege der Flächen zu übernehmen. Dem ist in geeigneter Form Rechnung zu tragen. Beratung: Es müssen ausreichend ökologisch kompetente Beratungskapazitäten vorhanden sein bzw. aufgebaut werden. 

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen die Flexibilität bei der Bewirtschaftung ermöglichen. 

Grundlagen:  Planliche Vorgaben, die Schwerpunkte und Potenziale aufzeigen (Grundlagenplan, ökologische Infrastruktur), sind wichtig und wertvoll. Für die Kartierung und Beratung braucht es regionsspezifische Kartierschlüssel und zur Unterstützung der Betriebsleitenden geeignete Hilfsmittel. 

Vorteile und Nachteile des zielorientierten Ansatzes: Die Bewirtschaftungsformen sind vielfältiger und standortspezifischer. Die Bewirtschaftenden übernehmen mehr Eigenverantwortung und sind motivierter, die Biodiversität zu fördern. Die Beitragszahlungen sind sehr effektiv, da Flächenbeiträge nur möglich sind, wenn sich Lage und Standort für die Biodiversitätsförderung eignen und die biologische Qualität gemäss Kartierung ausreichend ist. Die Einführung eines neuen Systems ist immer mit einem erhöhten Initialaufwand verbunden. Beim zielorientierten System ist für die Beratung und die Kartierung der Flächen je nach vorherigem System, mit Mehraufwand zu rechnen. 


5. Ausblick 

Bereits nach der Hälfte der Projektzeit kann eine positive Bilanz gezogen werden. Ziel ist, die Wirkung nach Projektende beizubehalten und zu prüfen, wie der Ansatz breiter, für eine grössere Anzahl Betriebe, umgesetzt werden kann. Folgende Möglichkeiten sind denkbar:  

Neues kantonales Anreizsystem: Ergänzend zum Bundessystem soll ein zusätzliches kantonales Anreizsystem mit zusätzlichen Beiträgen für höhere Qualitäten geprüft werden. 

Integration in neue Projekte zur Förderung der regionalen Biodiversität und Landschaftsqualität: Der zielorientierte Ansatz und die einzelbetriebliche, standortspezifische Biodiversitätsberatung werden, so weit wie möglich, in die neuen Projekte integriert. Voraussetzung dafür ist, dass der Bund den nötigen Spielraum gewährt. 

Integration des zielorientierten Ansatzes auf Bundesebene: Zu einem späteren Zeitpunkt (Agrarpolitik 2030): Einführung von kantonalen, zielorientierten Biodiversitätsförderkonzepten auf der Basis der Fachplanung Ökologische Infrastruktur.

Ausgabe Sommer 2022


Zwischenbilanz nach einem Jahr ZiBiF-Umsetzung

Im Rahmen dieses Projektes dürfen ZiBiF-Betriebe ihre Biodiversitätsförderflächen (BFF) eigenverantwortlich bewirtschaften und können dabei auf die Einhaltung der meisten Bewirtschaftungsvorgaben der Direktzahlungsverordnung verzichten. Sehr zentral sind die von ausgewiesenen Fachpersonen geführten Beratungsgespräche. Dabei werden mit den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern Möglichkeiten diskutiert, wie die vereinbarten biologischen Ziele erreicht werden können. Eine bessere biologische Qualität der Flächen führt zu einer höheren Entschädigung, unabhängig davon wie die Bewirtschaftung erfolgt ist.


Projektstart / Auswahl teilnehmende Betriebe

Das Ressourcenprojekt ZiBiF startete im Jahr 2020. Das Interesse der Betriebe, an diesem Projekt teilzunehmen, war gross. An zwei Informationsveranstaltungen konnten sich alle Betriebe über das Projekt informieren. 57 Betriebe haben sich anschliessend um die definitive Teilnahme beworben. Aufgrund des beschränkten Budgets konnte nur 29 Betrieben eine Zusage erteilt werden. Die Vielfalt der teilnehmenden Betriebe ist gross: In Hinblick auf die Region der Betriebsstandorte, die Betriebsausrichtung, die Bewirtschaftungsintensität und den Anteil bestehender BFF ist eine grosse Auswahl vertreten.

Weitere Informationen zu den teilnehmenden Betrieben finden Sie hier.


Grundlagen und Hilfsmittel

Für das erste Umsetzungsjahr mussten sehr viele Grundlagen bereitgestellt werden:

 Alle Unterlagen finden Sie hier


Beratung

Das erste Beratungsgespräch führten eine Biodiversitäts- und eine Landwirtschafts-Fachperson gemeinsam mit den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern. Die Beratung wurde von den Bewirtschaftenden sehr geschätzt – insbesondere die breite Kompetenz, die durch die zwei Beratungspersonen abgedeckt wurde.

Auf allen Betriebsflächen wurde bereits im Vorfeld die bestehende Qualität erhoben. Im Gespräch wurden den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern die Grundsätze des ZiBiF erläutert und es wurde diskutiert, welche Flächen aufgenommen werden könnten. Wichtig war der Austausch darüber, welche Ziele auf den Flächen anzustreben sind und welche Bewirtschaftungsformen und Pflegetipps zu einer Steigerung der Qualität beitragen können. Die definitive Auswahl der Flächen erfolgte durch die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter.


Erste Auszahlung von ZiBiF-Beiträgen

Es gibt nur ZiBiF-Beiträge für Flächen, die gemäss Grundlagenplan am richtigen Ort sind und bereits eine Mindestqualität erfüllen. Je besser die biologische Qualität ist, desto höher fallen die Beiträge aus. Mit diesem Grundsatz konnten Ende 2021 für ZiBiF-Flächen mehr Beiträge ausbezahlt werden als im Vorjahr für BFF. Einige Flächen waren bisher nicht als BFF angemeldet, konnten aufgrund der vorhanden biologischen Qualität allerdings aufgenommen und abgegolten werden. Es gab aber auch einige bestehende BFF, die aufgrund fehlender Qualität abgemeldet werden mussten.


Voneinander lernen / Info- und Weiterbildungsanlässe

Für den Austausch zwischen den Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter werden verschiedene Plattformen angeboten. Im Winter fand ein erster Austausch am Strickhof statt, bei dem über den Stand des Projekts informiert wurde. Im Frühling 2022 trafen sich die ZiBiF-Betriebe bei einem Anlass im Feld. Die biologischen und agronomischen Fachpersonen erläuterten, wie man verschiedene Wiesentypen erkennt. Zudem wurden Bewirtschaftungstipps ausgetauscht, wie man die Ziele noch besser erreichen kann. In diesem Jahr sind weitere Treffen geplant, z.B. in Form von einem “Puure Höck”, wo der spontane, unkomplizierte Austausch ermöglicht wird.

Weitere Informationen zur Kommunikation finden Sie hier.

Ein Jahr ZiBiF-Umsetzung – Bilanz

Das Projekt ist erfolgreich gestartet. Die neue Vorgehensweise hat alle Beteiligten vor grosse Herausforderungen gestellt, die aber gut gemeistert werden konnten. Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter haben bereits mit der Umsetzung einer grossen Vielfalt an Ideen begonnen. Erfreulich ist das grosse Interesse am Projekt von verschiedenen Seiten. Der “Zürcher Bauer” hat mehrmals darüber berichtet, das Bundesamt für Landwirtschaft hat sich verschiedentlich eingebracht und kantonsinternen und -externen Fachpersonen wurde es vorgestellt.

Die Veröffentlichungen finden Sie hier.


Ausblick 

Im aktuellen Jahr finden die Beratungen im Feld statt und es werden erste Erfolge, weitere Bewirtschaftungsideen oder Probleme angeschaut. Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter haben die Aufgabe, ausgewählte Flächen genauer zu dokumentieren. Sie erhalten Listen (Indikatorkarten), auf denen sie Artvorkommen, Blütenfarben oder Strukturen festhalten. Die Aufnahmen helfen dabei, die aktuelle Qualität der Flächen auf einfache Art und Weise einzuschätzen, und positive oder problematische Entwicklungen zu erkennen und darauf reagieren zu können.